Endlich wieder mit Fans: Tolle Stimmung und starke Leistungen beim ISTAF 2020

14. September 2020

BERLIN (mw). Bei der 79. Auflage des ISTAF sorgten rund 3500 Zuschauer am Sonntag für eine von allen Athleten gelobte Stimmung im Berliner Olympiastadion. Zweimal wurde der Weltrekord ernsthaft angegriffen, letztlich standen drei Weltjahresbestleistungen zu Buche. Der zweitbeste Speerwerfer aller Zeiten Johannes Vetter setzte seine Siegesserie unterdessen fort und war zum vierten Mal in Serie beim ISTAF nicht zu schlagen.

Mit großer Spannung war der Auftritt von Karsten Warholm erwartet worden. Der Norweger hatte kürzlich mit der zweitbesten jemals gelaufenen Zeit über 400 Meter Hürden aufhorchen lassen. Am Sonntag legte er erneut ein höllisches Anfangstempo vor, hatte schon auf der Gegengeraden die Konkurrenz deutlich distanziert und löste nach 47,08 Sekunden die Zeitmessung aus. Dies bedeutete für den 24-Jährigen die drittbeste Zeit seiner Karriere, den Weltrekord verpasste er damit nur um rund drei Zehntelsekunden. Dennoch gelang dem schnellen Norweger Historisches: Er knackte den 40 Jahre alten Meeting-Rekord von US-Hürden-Legende Edwin Moses. „Ich liebe diese Bahn“, jubelte der zweimalige Weltmeister. „Das ISTAF ist einfach das beste Leichtathletik-Event der Welt. Ich will unbedingt wiederkommen.“

Im Stabhochsprung waren vier Männer am Start, die in diesem Jahr schon 5,85 Meter gemeistert hatten. Den längsten Atem hatte wieder einmal Armand Duplantis, der 20-jährige Schwede. Für seinen Sieg brauchte er allerdings nur vier gültige Sprünge, nach übersprungenen 5,91 Meter war er nicht mehr zu verdrängen. Danach versuchte er sich am Freiluftweltrekord und ließ 6,15 Meter auflegen, die an diesem Tag jedoch zu hoch für den Überflieger waren.

Eine Woche nach seinem Wurf auf die zweitbeste jemals erzielte Weite gab sich Johannes Vetter keine Blöße und feierte seinen vierten ISTAF-Sieg in Serie. Ganz nebenbei blieb er zum neunten Mal in Serie ungeschlagen und beendet die Saison 2020 damit durchweg mit ersten Plätzen. „Die 3.500 Fans haben richtig Bambule gemacht. Es hat richtig Spaß gemacht“, sagte Vetter, der den Speer in seinem besten Versuch auf 87,26 Meter jagte.

Die Ukrainerin Maryna Romanchuk-Bekh entschied den spannenden Weitsprung-Wettbewerb der Frauen für sich und nahm damit Revanche für die vor wenigen Tagen erlittene Niederlage gegen Malaika Mihambo. Die deutsche Weltmeisterin war trotz Rang zwei mit 6,77 Meter aus 16 Schritten Anlauf „sehr zufrieden“. Romanchuk-Bekh sprang zehn Zentimeter weiter.

Dramatik pur im Dreisprung-Wettbewerb. Im fünften Durchgang erzielte der Europameister von 2016 Max Hess mit 17,17 Metern die zweitbeste Weite seiner Karriere im Freien und übernahm die Führung, die er bis zum letzten Sprung der Konkurrenz hielt. Dieser war dem zweimaligen Olympiasieger Christian Taylor vorbehalten. Der US-Amerikaner hatte dann das letzte Wort und flog auf die Weltjahresbestleistung von 17,57 Meter. Ein Sieg beim ISTAF fehlte ihm noch bis dahin. „Das war ein Traum auf meiner Bucket List“, frohlockte der 30-Jährige.

Eine weitere Weltjahresbestleistung legte Laura Muir auf die Bahn. Die Britin dominierte in einem schnellen Rennen in 3:57,40 Minuten. Einen Australien-Rekord gelang Jessica Hull in 4:00,42 Minuten, kurz hinter Muirs Landsfrau Laura Weightman.

Über 3.000 Meter Hindernis entschied die Kenianerin Hyvin Kiyeng (9:06,14 min) den Endspurt gegen Weltrekordlerin Beatrice Chepkoech für sich und setzte sich an die Spitze der Weltjahresbestenliste. Sprintsieger wurden die zweifache 200-Meter-Weltmeisterin Dafne Schippers aus den Niederlanden in 11,26 Sekunden und Arthur Cissé  (Elfenbeinküste) in 10,10 Sekunden. Im Diskuswerfen waren unter anderem die vergangenen beiden Weltmeister am Start und lieferten sich einen engen Kampf um die Plätze. Andrius Gudzius beförderte das Wurfgerät im letzten Durchgang auf 66,72 Meter, hatte aber zu diesem Zeitpunkt schon den Schweden Daniel Stahl (65,89 m) besiegt.

„Total happy“ war Paralympics-Kugelstoßer Niko Kappel. Mit 13,91 Meter blieb der Sindelfinger zwar unter seinem eigenen Weltrekord, genoss aber die „tolle Stimmung“ im Olympiastadion. Rekord-Stimmung kam dennoch am Kugelstoßring auf. In der Startklasse F40 beförderte das deutsche Top-Talent Yannis Fischer die Kugel erstmals über die Zehn-Meter-Linie (10,08 m) – deutscher Rekord.

„Eine richtig tolle Stimmung, herausragende sportliche Leistungen – und vor allem die Erkenntnis, dass es sich gelohnt hat, das ISTAF auch in schwierigen Zeiten zu organisieren. Das ISTAF 2020 mit 5.000 Beteiligten war ein voller Erfolg“, sagte Meeting-Direktor Martin Seeber. „Ein großes Dankeschön an die 3.500 Fans, die den Weltklasse-Athleten die einmalige ISTAF-Atmosphäre ins Berliner Olympiastadion gezaubert haben. Wir danken zudem allen, die die Veranstaltung möglich gemacht haben – allen voran unseren Partnern, den Medizinern, dem Senat, der Senatsverwaltung für Inneres und Sport und dem zuständigen Gesundheitsamt.“