„Die fliegende Hausfrau“

Zum letzten Mal startet Publikumsliebling Francina Elsje, genannt Fanny, Blankers-Koen beim ISTAF – und gewinnt mit 35 Jahren über die 100 m und die 80 m Hürden. Leichtathletik-Geschichte hatte sie 1948 bei den Olympischen Spielen in London geschrieben, als sie gleich viermal Gold gewann: über 100 m, 80 m Hürden, 200 m und mit der Staffel. Auch im Weit- und Hochsprung wäre die großgewachsene Holländerin chancenreich gewesen. Aber der Zeitplan ließ den Start in weiteren Disziplinen nicht zu.

Jahre später erzählt Fanny Blankers-Koen bei einer ISTAF-Feier die Geschichte, der sie den Beinamen „Fliegende Hausfrau“ oder auch „Fliegende Holländerin“ verdankt. Die Berliner Morgenpost schreibt:  „Sie müssen wissen, dass ich schon 30 Jahre alt war. Ich hatte zwei Kinder, Jan, geboren 1941, und Fanny, mein kleines Mädchen, damals gerade mal zwei.“ Im Vorfeld der Spiele von London habe mancher sie, so sagt Fanny Blankers-Koen, als zu alt für den Sport angesehen, sie solle sich lieber um ihre Kinder kümmern. Und dann hätte sie im Bemühen um Wohl und Wehe der Familie fast das Londoner Staffel-Finale verpasst. „In einem Kaufhaus hatte ich sehr schöne und dazu noch billige Badetücher entdeckt. Sie müssen wissen, damals nach dem Krieg gab es das alles nicht so einfach. Also stellte ich mich an.“ Als Fanny Blankers-Koen dann ins Stadion kam, befanden sich ihre Staffelkolleginnen schon auf dem Einlaufplatz. Der Trainer habe sie furchtbar zusammengestaucht. „Ich wollte ihm das mit den Badetüchern berichten, doch er ließ mich gar nicht zu Wort kommen.“ Im Finale dann lag die niederländische Staffel vor dem letzten Wechsel scheinbar hoffnungslos zurück. Doch Schlussläuferin Blankers-Koen fing noch vor der Ziellinie die führende Australierin Jouce King ab. Dann endlich konnte sie auch die Information über die Badetücher loswerden. „Jan hat mich gleich doppelt so heftig gedrückt.“ Jan Blankers – Trainer und Ehemann, Vater ihrer Kinder.

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